Vokaltexte / Lyrics

Inhaltsverzeichnis / Contents

Contemporary (modern classical) music
Song lyrics with translation
Die Vokaltexte zur NEOS-CD "Kasamarówa"
Die Vokaltexte zur Kammeroper "L'amour est une duperie"
Essay zu meiner Lautpoesie - Eine absolute Vokalmusik

Contemporary (modern classical) music

The vocal texts of the Contemporary (modern classical) music works can be found in the preface of the scores, which can be downloaded here.

Aus der Tiefe der Zeit
Blay
Charyptin
Die fragmentierte Wahrnehmung
gelsüraga
Gestörte Lieder
hang gomeka
Iguur
Im lauteren Sein
Kasamarówa (CD)
L'amour est une duperie (chamber opera)
Luup
Marakra Code Ø
Marakra Code 2
Mera gor nit
mira schinak
Nein, ich akzeptier' es nicht
Quala Mirs
Rachearie
Sokrak
'Srang
Trio für Sopran, Violine und Klavier Nr. 1
Trio für Sopran, Violine und Klavier Nr. 2
Verlorene Zukunft

Essay

Essay Eine absolute Vokalmusik – Zu meiner Lautpoesie
Essay zu meinem Konzept der absoluten Vokalmusik

Song lyrics with translation

Alti Gschichte, alti Gfüehl
Di gueti Zyt
Diä Verschwundene
Din eigete Wäg
Dornrösli schlaf
Dr Asfalttiger
Ds Land vom ewige Luxus
Ds Polelied
Du wirsch nüm weich!
Geschter
Heissi Nacht
Hundert Lieder
Jugendtreim
Jumping Pictures
Läbscht ir Vergangenheit
Lana Gana
Liechter
Lied für dä Tag
Niemertsland
No nes Lied
Rabe
Rausgeworfen, irgendwo
Rosa Sumpf
Troumwält
We are we



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Die Vokaltexte zur NEOS-CD "Kasamarówa"



Die Vokaltexte zur Kammeroper "L'amour est une duperie"

The vocal lyrics of the chamber opera "L'amour est une duperie"



Aus der Tiefe der Zeit

Beim Text handelt es sich um ein dialogisches Gedicht des Komponisten aus dem Jahre 2019.

Die Zwischenkommentare sind immer leicht spöttisch und ironisch vorzutragen.

Aus der Tiefe der Zeit


1) Aus der Tiefe der Zeit
Wehen Düfte herauf,
Zwischenkommentar: Ach was, ach wo, warum?
Wo schwappen sie denn? Schwappen sie wirklich? Wo?

Und es kommen von weit
Die Gedanken zuhauf.

Zwischenkommentar:
Schräge Gedanken
geraten ins Wanken.
Schiefe Gedanken
sind auf der Flucht.

Und wo sind die Düfte?
Entweh’n der Grüfte
In tiefem Geklüfte?
In reißender Schlucht?


Beide: Zeit-Schlucht. Schlucht-Zeit.

2) Aus der Tiefe der Zeit
Schleicht die Sehnsucht herauf,
Zwischenkommentar: Na, dann schleiche mal. Schleiche dich!
Brennt dich weich und bereit,
Und sie raubt dir den Schnauf.

Zwischenkommentar:
Aha, int’ressant.
Welch Lamentieren!
Welch ein Gewimmer!
Wen soll berühren
Solch ein Geflimmer?


3) Aus der Tiefe der Zeit
Kriecht das Grübeln herauf,
Macht dich mürb und verbleit,
Hintersinnt deinen Lauf.

Zwischenkommentar neue Fassung:
Der Grübler, der fehlt noch;
der hat uns gerade noch gefehlt.
Der Trübsinnige auch.
Der Schwermütige, der Melancholiker,
Der an der Welt Verzweifelnde,
Der im Weltschmerz sich Wälzende.


4) Aus der Tiefe der Zeit
Fließen Kräfte dir zu,
Machen stark dich im Streit,
Wendest alles im Nu.

Zwischenkommentar:
Aha, jetzt wird’s munter
Jetzt geht es bergauf
Haust ihr eine runter
Und setzest dich darauf.


5) Aus der Tiefe der Zeit
Ziehst du Neues herauf.
Die Idee war verschneit,
Doch die Blume geht auf.

Zwischenkommentar:
Poetisch zum Ende,
Das paßt wunderbar.
Es braucht diese Wende.
Doch ist das auch wahr?


Beide: Wo bleibt die Zeit?

Blay

for soprano-baritone duo (2009), sound poem by the composer

Blay
Hanagomo rimo labo ra me sorosi?
Narome karami loppi ra
Somme kama lariba no
Sek nok mario sora lema
Robandangan
Bley

Hagonamo moribola ralame bimo rosi?
Soraka merona mira loppi ramo
Maka laba rippilo mirolano
Mora noma riomu raso male
Robandangan
Bloy

s, t g t g t g, r t, ch, schi ro, s g to re, margg
se se rögtschügg, ramalabara, mila ko sek, maroke wragg

Osi meama
Laremono
Ome nora no do ro nomo me pa rame
Domo ro rora damala ra
Oreo kara doremea logame me logo
Doro Doreme Sugimotora

Masiome mogiame rapa dioma
Lammo no rio
Dome donomera rameno
Do ro mono me mera para rapame
Domo donomoro rama dama dara lama reo
Ore dome rome mero domo me reme me
Seneme Doro Doreme Sugimotora

ülp tschar og matsch, saraba pomi
biriba solapo üpmorem marago

Remi kun töwi be gela dozia qua.

(Die Aussprache folgt der deutschen Aussprache. /
The pronunciation follows the german pronunciation.)

Charyptin

for soprano, baritone, flute, clarinet, violin and violoncello (2010), sound poem by the composer

(Vorspann: Mischklang aus «ss» und «f»)

(Einleitung: Sopran)
Se Charyptin
Me gara
Lapare kar more

(1. Zyklus, 1. Phrase, Bariton)
Sch ss g tgtgtg
Börödrö dg r
Brr zg
Lör ssg tgtg
Tschigaraz tgtgtg
Brr dg so

(2. Phrase, Sopran)
Mata saraga meramole
Sarameragome
Morasome tara

(3. Phrase, Bariton)
Sg rrtsch rö
Börödrö tsu
Girabaradschu
Rrtschgadru
Sg drö

(4. Phrase, Sopran)
Mera liba
Mosiralo
Me karilomagore
Meralibo sela

(Bariton)
Ora loba
Sole gokala

(5. Phrase, Sopran)
Tscha pü
Mekratülamo
Wa ga hare meka

(Bariton)
Kame reha ga wa
Na la
Molatükrame



(6. Phrase, Sopran)
Gere mere
Scha legere te
Geremelebe

Scha ssaga ma
Mere te

Geremelebe
Gere mere
Scha legere te

(Bariton)
Scha ssaga
Tegetegetege

Legere mere te

Brro zigo
Lö ssaga
Tegetege

Tschigaraz
Tegetegetege

Brro digo so

Scha ssaga
Tegetegetege

(2. Zyklus, 1. Teil, Sopran)
Scharüto maragini
Schare mile gere morato
Lomo mate

Scha ronagana sala
Me korete morolo
Karamato la wera
Ga sorada
Mare lo ganorama

Ma sore la magore
Serola gere

Schamego
Scharüto lame
Schamera

(Bariton)
Scharüto
Schare mile loema

Scharona mola
Marelo gano
Sewa roma

Schame go
Scharüto lame
Schamera

Lo pot make
Wigare nimaju pa
Sta slokare
Marido stun rupa me

Sale da gawe pero
Mora nome

(2. Zyklus, 2. Teil, Sopran)
Humara as nekan
More lamu
Baramala
Kara tore
Wore tola
Gorema no laba
Napo sora
Kara malapa
Gore mola doga
Sora pa wara
Barakra tara
Loma gorano
Wa loba
Barokra tomo

(3. Zyklus, Bariton)
Scharüto rame
Mara po lemo
Samo more lote
La bara to
Wore
Aro ma re moto

Rüscha woreto
Gara no lamo
Saro lore sote
Ma gare no
Wora
Ore me ge loto

(Sopran)
Tomo re ma roa
Rewo

To raba la
Telo remo mosa
Mole po rama
Merato rüscha

(Die Aussprache folgt der deutschen Aussprache. /
The pronunciation follows the german pronunciation.)

Die fragmentierte Wahrnehmung

Die fragmentierte Wahrnehmung, für Sopran, Bariton, Flöte, Klarinette, Violine und Violoncello (2020), auf 10 Gedichte des Komponisten, Ergon 81, Musikwerknummer 2054
Kompositionsauftrag der UBS Kulturstiftung

Beim Vokaltext handelt es sich um den Gedichtzyklus "Die fragmentierte Wahrnehmung" des Komponisten
1) Wo geh'n wir hin?
2) Unser Weg
3) Das Hammerkollektiv
4) Morgen
5) Im Himmel
6) Dissonanz
7) Nachts
8) Was ist Wirklichkeit?
9) Die getäuschte Wahrnehmung
10) Die fragmentierte Wahrnehmung


Gedicht Nr. 155
Gedichtsammlung 3, Gedicht Nr. 45


(2. Sektion)

Wo geh'n wir hin?
Wo geh'n wir hin?
Wo liegt der Sinn

Uns'rer Geschäftigkeit,
Und uns'rer Nichtigkeit?
(9.10.2020)


Gedicht Nr. 156
Gedichtsammlung 3, Gedicht Nr. 46

(3. Sektion)

Unser Weg
2. Fassung:
Unser Weg
endet bald,
hinten schräg,
vorne kalt.
(9.10.2020)


Gedicht Nr. 157
Gedichtsammlung 3, Gedicht Nr. 47


(4. Sektion)

Das Hammerkollektiv
Das Hammerkollektiv
Schlägt um sich naiv
Es gibt sich aggressiv
Wild und destruktiv
Sie lieben's primitiv
Breit und expansiv
Gefährlich explosiv
Plötzlich eruptiv
Sie wär'n sonst depressiv
Durchwegs negativ
Kein bißchen subversiv
(9.10.2020)


Gedicht Nr. 158
Gedichtsammlung 3, Gedicht Nr. 48


(5. Sektion)

Morgen
Morgen
In der Früh
Geh ich weg
Ohne Müh'
Durch den Dreck
Morgen
Laß' ich los
Alles was
wichtig war.
Morgen
Mache ich
Reinen Tisch
Morgen
Bin ich neu
Ja, morgen
(9.10.2020)


Gedicht Nr. 159
Gedichtsammlung 3, Gedicht Nr. 49


(6. Sektion)

Im Himmel
Im Himmel
gibt's kein'n Platz für mich
Drum bleib ich
hienieden.
(13.10.2020)


Gedicht Nr. 160
Gedichtsammlung 3, Gedicht Nr. 50


(7. Sektion)

Dissonanz
Harte, scharfe Dissonanz
Gib dem Leben Würze
Beiß' dich in den eig'nen Schwanz
Schneuz' dich in die Schürze

Wechselst öfters mal den Sinn
In des Lebens Kürze
S'ist nicht immer zum Gewinn
Oft in Unbill stürze
(9.10.2020)


Gedicht Nr. 161
Gedichtsammlung 3, Gedicht Nr. 51


(8. Sektion)

Nachts
2. Fassung:
Des Nachts ruht der Geist
Nicht aus, sondern dreist
Setzt den Tag neu zusammen
Läßt, was lag, neu entflammen
(10.10.2020)


Gedicht Nr. 162
Gedichtsammlung 3, Gedicht Nr. 52


(9. Sektion)

Was ist Wirklichkeit?
3. Fassung:
Was ist Wirklichkeit?
Was ist Einbildung?
Die Wirklichkeit zerstückelt,
Die Einbildung zerfließt.
In einzelne Momente
Sich unser Sein ergießt.
(16.10.2020)


Gedicht Nr. 163
Gedichtsammlung 3, Gedicht Nr. 53


(10. Sektion)

Die getäuschte Wahrnehmung
2. Fassung:
Uns're Wahrnehmung –
Eine Illusion.
Was die Augen seh'n,
Ist nur Bildfusion.
(10.10.2020)


Gedicht Nr. 164
Gedichtsammlung 3, Gedicht Nr. 54


(11. Sektion)

Die fragmentierte Wahrnehmung
Die fragmentierte Wahrnehmung
begleitet uns ein Leben lang.
Es ist wie 'ne Veralberung,
Denn was wir als Zusammenhang
Vermeinten zu erkennen noch,
Entschwindet uns'ren Sinnen gleich.
Zurücke bleibt ein großes Loch
Und ein Gefühl von bang und bleich.
(16.10.2020)

gelsüraga

aus «Sulawedische Lieder, Gesänge und Vokalstücke» auf eigene lautpoetische Texte, für Sopran und Klavier (2005)

gelsüraga promu kose
kuragara maru frabu
togeriso wira setu
lesamiro kuma fere

(Für Aussprache und Betonung / for pronunciation and accentuation click here.)

Gestörte Lieder

hang gomeka

aus «Sulawedische Lieder, Gesänge und Vokalstücke» auf eigene lautpoetische Texte, für Sopran und Klavier (2005)

hang gomeka nik mara
sik nurima sang hak
mek nikora sem kira
lem warina rek tak

(Für Aussprache und Betonung / for pronunciation and accentuation click here.)

Iguur

for soprano solo (2009), sound poem by the composer

Nomia brambora mi hamo roma
Taregami ma more ma
Salo rimano peri
Emalora Rabilo
Mahagerabo lamimo rabola
Mira soga pora
Sorami lore figa siramo
Taregami more ma tama re.

Soramo paritola some
Mariolao kora
Logare mamse ria nagg sorilo fira lame
Sole mam legg nock siloma regg selo.
Seriamalo filaresola mera
Siri gigg hirimili sila
Serola sole seramelo
Somore lopomo logore me se re na
Naharamala ra sa na ru sö meo soiguro.
Noa sao maoe
Rale mado
Huma wala nor.
Fabatto jatorre mere bijimare sone sora la sone re Ra.

Sema no rome remoramo roma
Marsigari moremo
Noa mima sogare
Logare Seriamalo mola Sole Siri gigg hi Ra
Senema sogg lama
Sekhanami lore Marisabora
Long Iguur bosak.

(Die Aussprache folgt der deutschen Aussprache. /
The pronunciation follows the german pronunciation.)


Im lauteren Sein

3. Fassung
von René Wohlhauser

In Musik gesetzt im gleichnamigen Werk für Sopran und Bariton bzw. für Sopran, Bariton, Flöte, Klarinette und Violoncello (2017).


In nächtlichem Irr’n
Durch nasse Straßen
Vergess’ ich die Wirr’n
Die mich besaßen.

Noch hart wie ein Stein
Strahlt helleres Leben
Durch Ritzen herein
Und läßt mich entschweben.

Gebor’nes Gesicht
In schlafenden Stürmen
Der Himmel ist dicht
Mit schattenen Türmen.

Und weile noch lange
Am Abend an Seen
Mit pochender Wange
Und heimlichem Wehen

Im lauteren Sein.

Luup

for soprano with small ensemble (2009), sound poem by the composer

Text wie "Iguur"

Marakra Code Ø

for baritone solo (2011), sound poem by the composer

Maua losao war
namachkra
Ma na gouou
Moa lonu sch
Rumapo wutu
Dojuga uiu
Orahu
Marano
gascha so ragadibo rasch sass

(Die Aussprache folgt der deutschen Aussprache. /
The pronunciation follows the german pronunciation.)

Marakra Code 2

for soprano, baritone, flute, clarinet, violoncello and piano, with percussion (2011), sound poem by the composer

Marakra imola
Sorala noma
Mabara noa
sao roao

(Sopran)
Mabara
Rao roao

(Sopran und Bariton)
sch ss k rr

(Sopran)
sch t t t t t uh
(Bariton)
ss ss ss k p t
r k rr ss
k k k k k uh

(Sopran)
f

(Bariton)
ss sch ss

(Bariton)
ss k r tsch k p
h h t

(Sopran und Bariton)
Ra

(Bariton)
tsch k r z k

(Sopran)
tss

(Bariton)
phä k

(Sopran)
Maharakraha
Sora Meka robita
Metarona Maka
Loparita Sol.

Sikorimata Maro
Noremalaso
So geramato Lo.

Kola mora
Sora mati
Porato.

Saro poramatuba
Lakoba ma bora.

Oratukamo
mala bata
Aso raka
lato lora.

Magofito
Mara korata
Aro Ume
Lokeramo.

Mareko
Pokoteramo nago
La mogepo
Are sari.

Or Ama?
Ore kama tota
Ogano
Moripotaga mopa

Aloma
Oma gorata ka.

(Sopran)
h h h …

(Bariton)
Mora labora
omala ro

(Sopran)
Maro lobara mo

(Sopran oder Bariton)
pch

(Bariton)
Welt in Raum und …
Hast nicht …
wo auch …

(Sopran)
… vielleicht doch …
mich hat …
Wo …

(Bariton)
Nun als …
hier –
… nicht umsonst …

Hauch als …

(Sopran und Bariton)
Ro [u-a}}


(Bariton)
f ss-sch

(Sopran)
gespielt vom Kreis

(Beide)
tu tu tu …

(Die Aussprache folgt der deutschen Aussprache. /
The pronunciation follows the german pronunciation.)


Mera gor nit

for soprano and baritone (2013), on a poem by the composer

Serago. Maragino. Nor segga. Mikakoto. Narageneme. Si ma.
Mera gor nit.

mira schinak

for soprano, flute and piano (2006), sound poem by the composer

sora kami
nika tora
goteri
mira siga
lakareme

mira schinak mischra ke
rakni sokne makra le

hura nikna sama tok
sina rokne schara gok

mo ro no go so

lakme tokme smakra ki
rakno sekne mikrö li

herö nokra simsa lock
schera gima schandra sock

(Für Aussprache und Betonung / for pronunciation and accentuation click here.)

Nein, ich akzeptier' es nicht

English translation below

Nein, ich akzeptier’ es nicht
(Gedicht Nr. 172)
Nein, ich akzeptier' es nicht
Nicht den Krieg, nicht den Krieg,
den die Despoten
und Idioten,
obwohl verboten,
für sich ausloten
und wirr verknoten,
aus Langeweile
in höchster Eile
und Größenwahn
Nicht den Hunger, nicht den Hunger,
der sich durch tausend Dörfer
und hundert Steppen,
die bald verebben,
und Savannen frißt
Nicht den Tod, nicht den Tod,
dieser Begleiter,
dieser Eiter
der Idioten,
der für Despoten
seine Sichel schwingt
Nicht Gewalt, nicht Gewalt,
schon viel zu alt,
schon viel zu dumm
und arg zu kalt,
macht sie uns stumm
Nicht die Verfolgung,
nicht die Befolgung
dummer Regeln,
die besegeln
und verkleben
unser Leben
Nicht die Folter,
dies Gepolter
der Verklemmten
und Gehemmten
und Sadisten
Nicht die Lüge,
die unbeschriftet
uns wie ein Krebsgeschwür beschlüge
und wie ein Stein
unser Zusammensein
vergiftet
Nicht das Leid,
das durch Krieg und durch Hunger
und durch Tod und Gewalt
und Verfolgung und durch Folter
und durch Lüge
unser Leben hier betrüge
Nein, ich akzeptier’ es nicht

(Zwischenspiel)

Nein, so geht es nicht
Kein Bevormunden,
wir können selber denken,
wir können selber die Entscheidung uns schenken
und selber Verantwortung bekunden
Keine Erniedrigung, keine Demütigung
Keine Diskriminierung, Diskreditierung, Disziplinierung, Disqualifizierung

(Zwischenspiel)

Nein, das woll'n wir nicht
Kein Unterdrücken;
woll’n uns nicht bücken,
wir wollen frei sein
wir wollen uns sein
Keine Despoten,
nicht Idioten,
die, obwohl verboten,
Kriege anzetteln mit vielen Toten
Nicht Autokraten,
nicht Bürokraten,
nicht Potentaten
Keine Tyrannen,
die uns verbannen
Nicht Diktatoren
die unverfroren
das Volk durchschmoren,
als Invasoren
selbst sich erkoren,
den Bezug zur Realität verloren
Keine Unterdrücker,
keine Heimtücker,
keine Menschheitsbeglücker

(Zwischenspiel)

Ja, was wir brauchen
und wo wir gerne eintauchen
ist der Respekt
ist Toleranz, wichtiger als Sekt,
und ist die Liebe
als Zukunftsgetriebe
Ja, was wir suchen
und für uns verbuchen
ist ein innovativer Geist,
der uns eine Vision verheißt
die Vision eines bess'ren Lebens
entwirft und uns zeigt,
es ist nicht vergebens
Ja, was wir akzeptieren
ist die Selbstbestimmung,
das Selbstkommandieren.
Das gibt uns die Kraft,
die eine neue Welt erschafft.
Das gibt uns Gedanken,
die das schwierige Jetzt überranken

English translation
No, I don't accept it
(Poem No. 172)
No, I don't accept it
Not the war, not the war
that the despots
and idiots,
although forbidden
explore for themselves
and tangle in knots,
out of boredom
in great haste
and megalomania
Not the hunger, not the hunger
that stretches through a thousand villages
and a hundred steppes,
that will soon ebb
and savannas
Not death, not death
this companion,
this pus
of the idiots,
the one for despots
swings his sickle
Not violence, not violence
already much too old
already much too stupid
and way too cold
she makes us dumb
Not the pursuit
not compliance
stupid rules
that sail
and glue
our life
Not the torture
this bluster
of the uptight
and inhibited
and sadists
Not the lie
the unlabeled
smothered
us like a cancer
and like a stone
our togetherness
poisoned
Not the suffering
that through war and through hunger
and through death and violence
and persecution and through torture
and by lying
our lives here is cheating
No, I don't accept it

(Interlude)

No, that's not how it works
No patronizing,
we can think for ourselves
we can make the decision
for ourselves
and take responsibility
for ourself
No humiliation, no oppression
No discrimination, discretion,
disciplining, disqualification

(Interlude)

No, we don't want that
No suppressing;
don't want to bend down
we want to be free
we want to be us
No despots,
not idiots,
which, although forbidden
start wars with many deaths
Not autocrats,
not bureaucrats,
not potentates
No tyrants,
who banish us
Not dictators
the unabashed
stew through the people
as invaders
self-chosen
lost touch with reality
No oppressors,
no sneaks,
no benefactors of mankind

(Interlude)

Yes, what we need
and where we like to dive
is the respect
is tolerance, more important than champagne,
and is love
as a future transmission
Yes, what we are looking for
and post it for us
is an innovative spirit,
who promises us a vision
the vision of a better life
designs and shows us
it's not in vain
Yes, what we accept
is self-determination,
self-command
it gives us the strength
creating a new world
it gives us thoughts
that overwhelm the difficult now

Quala Mirs

Version for soprano, baritone, bass flute, bass clarinet and cello, on a poem by the composer between sound poetry and musical Latin, Part 3 of the Great Vocal Trilogy "Three Songs" (2016), Ergon 58, No. 5, Music Work Number 1779

2nd version of the poem

Quala Mirs
Quala Mirs
Quala Mira
Rectala Girs
Quora muga ramm
Sancta rega nore gamm
Nocta rima

Mala riga
Donomo rogolo so

Gala sora
Mero Quero
La mero quali gora sedo
Quala Mirs

Solvat raro
Ergo tam cari quam ullum
Num durum quando vocem

Nullum nunc num-dam

Quarero

Quala rom
Quora dom
Quaro rem
Quero dem
Quala gam
Naro medo lam

Donomo pro quo
Quoro Roquo

Donomoro
Quala Mira
Quala Mirs

Rachearie

aus der Oper «Gantenbein» (2004), eingerichtet für Sopran und Klavier
(Text: Max Frisch)


Gantenbein, seit du nicht mehr den Blinden spielst,
bist Du unmöglich. Ein Ekel. Du bist verrückt.
Wie kann ein Mann so öde werden!
Nichts wird sein, Herrgott im Himmel, überhaupt nichts!
Und es ist auch nichts gewesen, nichts gewesen.
Was kann ich dafür, daß mir ein Irrer begegnet?
Ich will diesen Irren nicht sehen,
werde seine Depeschen sofort in Fetzen zerreißen.
Wieso machst Du es mir so schwer?
Nie wieder ein Geschrei!

Sokrak

for soprano, flute, clarinet, violoncello and piano (2008), sound poem by the composer

s sch, rg ts, tok rik sak, schama;
s r, tg fs, fok sik rak, saga;
s l, fg ps, pok nik hak, mala;
s ch, pg ks, kok hik nak, laga.

sch s, chr tl, tux rex söx, schomo;
sch r, tr fl, fux sex röx, sogo;
sch l, fr pl, pux nex höx, molo;
sch ch, pr kl, kux hex nöx, logo.

Ss-sokraks.

umu, su, lagu, res;
hösökö;
schomo, noro wago;
rusu, maru, fes;
rökösö;
wara, massa, ga, lava, sala, rana, ga, marana, laga, nalamasa;
sakarala, ga.

sutamu, misorex, karamalogo;
mikara laga moti;
sorala gara sori;
kikara sara kori;
mikaki koki karo, sokaki kokika kakiso krak.

No, lagaro;
lem gira;
sorega.

söx rex, schomo;
moscho tux;
röx sex, sogo fux.

höx nex pux, molo;
nöx hex, logo kux.

lax, moga, nox, wira.

So, marago;
nem kira;
wosema.

uma suta rome;
fare krola sone.

uma suta romelo;
melore sore.

sak rak hak nak;
schama laga.

najain noin for,
nojojoin for nojojoin,
forororor nain noin for,
nojoin foror,
for noin,
noin fororor,
nain najain noin fororor,
nain foror,
for najain noin.

ma; sik rak, saga;

sö lö, fog pis, poka nika haka, mala;
so ss chi, pago kaso, koka hika nak, laga?

(Die Aussprache folgt der deutschen Aussprache. /
The pronunciation follows the german pronunciation.)

'Srang

for soprano, flute, clarinet and violoncello (2007), sound poem by the composer

Myllko rilli hamatri
Sanaroggo schamari

Nallti gimmi kasari
Schumurekke fasali

Kiam song trang gon

Mimikra rakatotosiri rokome
Rakami morokiro rolala sori
Semeretti rikisifa

Mim tag molle sëën kon

Mekoro risitotokara kramimi

ouae iea uo …

Riggli samma nolli gebbi
Nakrischora sikra teft

Huk lak sol nimm
Prango lama solo tar.

(Die Aussprache folgt der deutschen Aussprache. /
The pronunciation follows the german pronunciation.)

Trio für Sopran, Violine und Klavier Nr. 1

Trio für Sopran, Violine und Klavier Nr. 1, 2. Fassung, auf 5 Gedichte des Komponisten, In memoriam Rudolf Kelterborn (2021), Ergon 83, Nr. 2, Musikwerknummer 2085

Beim Vokaltext handelt es sich um 5 Gedichte des Komponisten

Gedicht Nr. 114
Gedichtsammlung 3, lautpoetisches Gedicht Nr. 4

Geschrieben am 23. April 2005
Die unterstrichenen Vokale betonen, aber nicht dehnen, sondern sehr kurz und scharf artikulieren. Das ganze Gedicht in hartem russischem Duktus sprechen.
Die Aussprache folgt der deutschen Aussprache.

Libera knasnab

Libera knasnab rakzmi mekeretsch
Wraknitschna smiragno kramitsch
Chrinagloggs nakrikna mikhak
Chramnitscha geniß snakloo



Gedicht Nr. 117
Gedichtsammlung 3, lautpoetisches Gedicht Nr. 7

Geschrieben am 4. September 2005

Die Aussprache folgt der deutschen Aussprache.

nisalome kalitamo

nisalome kalitamo repa
fragimmano raktalome fritta

siraggola parinnome rimo
warankome fariggola hiro



Gedicht Nr. 118
Gedichtsammlung 3, lautpoetisches Gedicht Nr. 8

Geschrieben am 4. September 2005

Die Aussprache folgt der deutschen Aussprache.

bliog sar

bliog sar natra pimm
warag far sanra glimm

meret nimm schickla mar
farik simm sinra gar



Gedicht Nr. 117, Variante 2
Gedichtsammlung 3, lautpoetisches Gedicht Nr. 7, Variante 2

Geschrieben am 4. September 2005

Die Aussprache folgt der deutschen Aussprache.

nasilome kilatamo

nasilome kilatamo repa
fragimmano …
(Nicht vertont: … raktalome fritta

siraggola parinnome rimo
warankome fariggola hiro)



Gedicht Nr. 119
Gedichtsammlung 3, lautpoetisches Gedicht Nr. 9

Geschrieben am 10. November 2005

Die Aussprache folgt der deutschen Aussprache.

xara minock

xara minock block tak sack
sara dicki nocki lick

mara sinock wack tek bleck
fara schicki socki dick



Gedicht Nr. 121
Gedichtsammlung 3, lautpoetisches Gedicht Nr. 11

Geschrieben am 30. März 2007

Die Aussprache folgt der deutschen Aussprache.

Merokni

maschri risko caria moscho … garia
nirag mara soro ki
hara keere malga lima
nina sono kalma li

Trio für Sopran, Violine und Klavier Nr. 2

Trio für Sopran, Violine und Klavier Nr. 2, (2022), auf 5 Gedichte des Komponisten, Ergon 87, Musikwerknummer 2146

Beim Vokaltext handelt es sich um 5 Gedichte des Komponisten

Gedicht Nr. 170
Gedichtsammlung 3, Gedicht Nr. 60

Geschrieben am 16. März 2022
(Verwendet in den ungeraden Teilen der Musikkomposition "Trio für Sopran, Violine und Klavier Nr. 2".)

Drangu Sehu
Drangu Sehu
Mirapuma
Drangu Sehu
Lor wor duma
For


Gedicht Nr. 167
Gedichtsammlung 3, Gedicht Nr. 57

Geschrieben am 16. März 2022
(Verwendet in den Teilen 2a und 2b der Musikkomposition "Trio für Sopran, Violine und Klavier Nr. 2".)


Aberlein quanimog

Aberlein quanimog (3.8.2021)
Lichterschein uns betrog
Und der Stein überflog
Quer feldein den Hain

Aberlein quanimog
Spät des Nachts uns belog
Und im Wein er vollzog
Seelenpein allein

Aberlein quanimog
Unser Sein er verbog
Uns're Pein er bezog
Hintendrein landein


Gedicht Nr. 168
Gedichtsammlung 3, Gedicht Nr. 58

Geschrieben am 16. März 2022
(Verwendet in den Teilen 4a und 4b der Musikkomposition "Trio für Sopran, Violine und Klavier Nr. 2".)

Malfroni
Malfroni
Gualdoni
Kalgoni
Lanponi

Nalboni
Pualroni
Qualsoni
Ranwoni
Sanzoni
Taldux


Gedicht Nr. 169
Gedichtsammlung 3, Gedicht Nr. 59

Geschrieben am 16. März 2022
(Verwendet in den Teilen 6a und 6b der Musikkomposition "Trio für Sopran, Violine und Klavier Nr. 2".)

Siffaz
Siffaz ragaz
Dischnaz gimaggs
Lipaz ridaz
Mikratz wiraggs

Biglaz diraz
Frigaz miraggs
Piquaz nikaz
Ligaz tisaggs
Gablaz rikaz
Kipaz schnitaggs
Wiglaz migaz
Vrimaz chritaggs saggs


Gedicht Nr. 171
Gedichtsammlung 3, Gedicht Nr. 61

Geschrieben am 17. März 2022
(Verwendet in den Teilen 8a, 8b und 8c der Musikkomposition "Trio für Sopran, Violine und Klavier Nr. 2".)

Kurz-Holz

2. Fassung

Kurz-Holz schmolz
Hagestolz
Blau-Wurm stemmt
Kalt-Spalt hemmt
Breit-Nacht zischt
Tief-Schund wischt

Null-Mull schaut
Klump-Lump graut
Stumpf-Rumpf haut
Schrund-Hund klaut

Pfund-Mund lacht
Luk-Spuk kracht


Verlorene Zukunft



Eine absolute Vokalmusik – Zu meiner Lautpoesie

Essay


Es kann in diesem kurzen Essay nicht darum gehen, eine umfassende Theorie der Lautpoesie zu entwickeln. Da es sich aber bei allen Texten des "Marakra"-Zyklus um lautpoetische Gedichte von mir handelt, also sozusagen eine lautpoetische Geschichte erzählt wird, möchte ich doch einige meiner Gedanken dazu skizzieren.

Unter Wikipedia lesen wir folgende Definition:
Lautpoesie ist eine Gattung der modernen Lyrik, die auf sprachlichen Sinn ganz oder zu einem erheblichen Teil verzichtet. Analog zur abstrakten Malerei versucht die Lautpoesie, die Sprache nicht in abbildender beziehungsweise inhaltlich-bezeichnender Funktion, sondern rein formal als Lautmaterial anzuwenden. Die Lyrik nähert sich dadurch konsequent – in dem Maße, in dem Semantik verschwindet und der Klang in den Vordergrund tritt – stark der Musik an. (6.8.2012)

Lautpoesie und zeitgenössische Musik
Da stellt sich die Frage, weshalb bisher, historisch gesehen, Musik und Lautpoesie nicht spätestens seit dem Aufkommen der atonalen ("abstrakten") Musik eine enge Beziehung zueinander eingegangen sind, da sie offenbar aus der gleichen klanglichen Quelle zu sprudeln scheinen.

Wäre es nicht möglich, auch vokale Musik als reine, absolute Musik zu begreifen? Dazu müßte sie aber von allem außermusikalischen, sprachlich-semantischen Ballast befreit werden. Wieso lassen es die Komponisten weiterhin zu, daß vokale Musik durch die Verwendung von semantischen Wörtern, Sätzen und Gedichten sozusagen stets zum Textdiener degradiert wird, statt sich selbst zu verwirklichen? ("Textdiener" ist hier polemisch gemeint, denn durch die Hinzuziehung eines semantischen Textes wird die Musik dazu gezwungen, sich mit dem textlichen Inhalt auseinanderzusetzen, ob sie diesen nun stimmungsmäßig illustriert, ob sie sich dagegen wehrt, weil sie dies nicht tun möchte, oder ob sie sogar versucht, den Text zu ignorieren.) Lautpoesie wäre demgegenüber eine Sprache, die aus der Musik heraus erzeugt wird und die ganz in ihr aufgeht. Lautpoesie als absolute Kunst, die an keinen semantisch-programmatischen Inhalt gebunden ist.

Der Konflikt zwischen nicht mehr intakter (atonaler) Tonsprache und noch intakter (semantischer) Wortsprache hat mich schon immer gestört. Daß zeitgenössische Komponisten ab den 1960er Jahren semantische Wortsprache in nicht mehr verständliche Einzelphoneme zerlegen, weil sie spüren, daß die ungebrochene Sprachverwendung in dieser Musik nicht mehr stimmt, ist für mich keine befriedigende Lösung. Mit der Lautpoesie bewegen sich beide Sprachen auf der gleichen Ebene des Erfindens.

Die asemantische, aber in irgendeiner Form assoziative Wortstruktur von artifiziell geschaffenen lautpoetischen Sprachen steht in viel direkterem Bezug zur Musikstruktur artifiziell geschaffener Kunstwerke, als irgendwie verfremdete konventionelle, sozusagen natürliche Wortstrukturen, die ihrerseits in direktem Bezug zu Naturgegebenheiten stehen.

Die Lautpoesie wäre somit in gewisser Weise die Sprache der Neuen Musik, eine dieser Musik kongruente Lyrik.

Lautpoesie als Kunstsprache
Es kann bei der Schaffung lautpoetischer Gedichte nicht darum gehen, bloß unverbindliche Silbenansammlungen zu erzeugen. Vielmehr muß so etwas wie eine verbindliche Sprachgrammatik, ein Sprachrhythmus und eine Sprachfärbung vorhanden sein, die zusammen mit einer je nach Gegebenheit strengeren oder freieren Textkonstruktion (wie z.B. Permutationen) dafür sorgen, daß die Silben nicht unverbindlich wirken, sondern daß der Text auch eigenständig, losgelöst von der Musik, Bestand hat. In diesem Sinne versuche ich in jedem lautpoetischen Gedicht eine in sich stimmige, kohärente Sprachform zu entwickeln, innerhalb derer bestimmte Formulierungen möglich und andere ausgeschlossen sind.
Bei der Lautpoesie geht es um das Erschaffen einer eigenen Welt, um das Erfinden der Sprachen und das Ausdrücken der Empfindungen dieser imaginären Welt.
Meine lautpoetischen Texte wollen nicht wie viele andere neodadaistische Texte forciert lustig sein, sondern sie sollen als ernsthafte, in sich stimmige Kunstsprachkonstruktion in sich ruhen.
In gewisser Weise spricht Lautpoesie von den wesentlicheren Dingen, von denen die normale Sprache nicht zu reden vermag.
Lautpoesie ist (wie die Musik) so etwas wie eine absolute Sprache, die alle Grenzen der Verständigung semantisch festgelegter Sprachen durchbricht.
Auch in den lautpoetischen Sprachen gibt es verschiedene Textsorten: Gedichte, Fragmentarisierungen, Ineinanderschneiden von Texten, Überlagerungen verschiedener Sprachen oder Sprachformen.

Lautpoesie und musikalische Komposition

Wie gehe ich nun vor?
Ich vertone nicht Texte, sondern ich erfinde Sprache und Sprachklang zusammen mit der Musik, also eine Art Sprachmusik. Dadurch gelange ich zu einer größeren Einheit zwischen Sprache und Musik, als wenn die Worte von außen kämen. Ich suche eine gegenseitige Durchdringung von Text und Musik.
Ich bin nicht daran interessiert, die lautpoetischen Wort- oder Klangstrukturen mit einem systematischen Verfahren eins zu eins in Musik zu übersetzen. Mich interessiert vielmehr eine phantasievolle und kreative Analogie mit Nebenwegen. Für mich muß in einer kreativen Verbindung auch das Unerwartete, Überraschende, weiter Entfernte möglich sein und Platz finden, weil es eine erfrischende und befreite Sichtweise auf den Kontext ermöglicht, was mit einem streng angewandten Verfahren, das nur sich selbst bespiegelt, nicht gut möglich ist.
Es geht mir also darum, wechselseitig der Lautpoesie einen Klangraum oder eben auch der Klangpoesie einen Sprachraum zu schaffen, der nicht bloß systemorientiert abgeleitet ist, sondern der das Vorgefundene in musikalisch phantasievoller Weise kontrastiert. Denn die Wahrheit zeigt sich erst durch die Erfahrung des Gegenteils. Die weiteste Verbindung ist manchmal die nächste, weil sie das Essentielle offenbart, während die Systemimmanenz Gefahr läuft, systemblind zu sein.

Lautpoetische Texte und politisches Engagement?
Kann es eine politische Dimension der Lautpoesie geben?
Lautpoesie ist für mich nicht bloß eine Spielerei, sondern kann durchaus auch eine politisch-soziale Dimension haben.
Die lautpoetischen Texte bedeuten für mich keinen Rückzug in die Innerlichkeit, sondern vielmehr ein "metasprachliches Engagement", das viel radikaler sein kann, als die direkte Vertonung irgendwelcher politischer Pamphlete, die keine poetische Substanz und Tiefe haben und damit keine nachhaltige Wirkung erzeugen. Warum? Weil Lautpoesie offen ist und alle Inhalte in sie hineingelegt werden können. Sehnsüchte, Wünsche und Träume von einer besseren Welt, die nicht in semantischen Formulierungen Platz finden müssen und dadurch in gewisser Weise abgehakt werden können, sondern die in lautpoetischer Kreativität immer weitergesponnen werden dürfen.

Lautpoesie ist für mich in gewisser Weise ein Aufschrei der Sprachlosen.
Somit wird die Lautpoesie selbst gleichsam zu einer Metapher für die Sprachlosigkeit der Unterdrückten. Wenn ich mich als Komponist dazu verpflichtet fühle, nicht bloß einer l’art pour l’art-Ästhetik zu huldigen, sondern im Rahmen meiner Möglichkeiten die Stimme zu erheben gegen die Unterdrückung der Sprachlosen, dann kann ich dies nur mit symbolischen, künstlerischen Mitteln tun. Nebst der musikalischen Chiffrierung ist auch Lautpoesie eine Chiffre, die sozusagen den Sprachlosen eine Stimme verleihen kann.

Allgemeine Gedanken zur Lautpoesie
Da der Lautpoesie die Semantik fehlt, muß sie dies durch größeren Lautreichtum wettmachen. Daß sie lautlich interessanter sein kann, ist gleichzeitig ihre Stärke gegenüber der semantischen Sprache. Dies ist beispielsweise in der de la Rue-Transkription im 3. Teil des Sopran-Bariton-Duos "Blay" systematisch durchgeführt. Kein Konsonant wird wiederholt. (Vom Alphabet fehlen nur noch die Konsonanten C, F, H, N, P, S und V.)

Ich versuche mit asemantischen Texten verschiedene Kommunikationsformen und -möglichkeiten auszuloten. Wie weit vermag das zur Verfügung stehende Material zu tragen? Wie weit kann man ihm noch vertrauen?
Meine lautpoetischen Texte sind auch eine Metapher für die sprachliche Lautvielfalt, die uns im Alltag auf den Straßen begegnet. Wie oft hören wir nur uns unverständliche asemantische Laute, wenn jemand in einer uns fremden Sprache in sein Handy spricht? Wieviel verstehen wir noch von dem um uns herum Gesprochenen? Wieviel Unverständliches umgibt uns tagtäglich? Und doch erahnen wir am Ausdruck der Gestik deren Bedeutung. Es ist wie eine lebendige Universalsprache, die über den Ausdruck ihrer Laute zum Ausdruck ihrer Bedeutung wird. Lautpoesie reflektiert unsere selektive Wahrnehmung, da es eine absolute (allumfassende) Wahrnehmung für irdische Wesen nicht geben kann.
Daß Sprache auch funktioniert, wenn die festgelegten Grammatik- und Orthographieregeln nicht befolgt werden, beweisen im mündlichen Bereich die Kinder von Einwanderern, die die deutsche Sprache in ganz eigenwilliger und origineller Weise abwandeln. Und im schriftlichen Bereich beweisen die Millionen von SMS in schweizerdeutscher Mundart, für die es keine verbindliche Orthographie gibt, daß auch schriftliche Kommunikation der freien Lautlichkeit folgen kann.

Es gibt auch einen persönlichen, sozusagen synästhetischen Aspekt, der mich zur Verwendung eigener lautpoetischer Texte gebracht hat: Wenn ich die vokalen Linien meiner Kompositionen höre, höre ich die dazu gehörenden lautpoetischen Sprachklangfolgen ohne mein Dazutun als weitere Schicht gleich mit. Es handelt sich dabei vermutlich um die Fähigkeit, aus der Formantenstruktur der instrumentalen Klänge die Vokalformanten herauszuhören. Dadurch ergibt sich eine engere Verbindung zwischen Musik und Sprachklang, als wenn die Texte von außen kämen.

Als Weiterentwicklung ist es möglich, semantische und lautpoetische Texte zusammenzubringen, die einen mit den anderen zu umspielen, zu erweitern, zu kombinieren und in ungewohnte Experimentierfelder hinauszuführen.


Das Unsagbare
Ich möchte das Unsagbare im Unsagbaren belassen und durch Musikalisierung ausdrücken. Für das Unsagbare ist jedes semantische Wort zu profan, jedes sprachliche Bild, jedes Adjektiv zu abgenutzt.

René Wohlhauser

Song lyrics with translation

Alti Gschichte, alti Gfüehl

Di gueti Zyt

Diä Verschwundene

Din eigete Wäg

Dornrösli schlaf

Dr Asfalttiger

Ds Land vom ewige Luxus

Ds Pole-Lied

Du wirsch nüm weich!

Geschter

Heissi Nacht

Hundert Lieder

Jugendtreim

Jumping Pictures

Läbscht ir Vergangenheit

Lana Gana

Laß' uns schweben!

Liechter

Mini Hammer-Melodie

Lied für dä Tag

Niemertsland

No nes Lied

Rabe

Rausgeworfen, irgendwo

Rosa Sumpf

Sunrise

Troumwält

We are we

Weitere Angaben zu den Songs / Further information about the songs

In der kompletten Musikwerkliste nach Werkkategorien /
In the complete music work list, by wirk categories


Parergon-Nrn. 12 and 13